Breite Front gegen extreme Agrar-Initiativen

Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser- und über die Pestizidverbots-Initiative ab. Beide hätten bei einer Annahme grosse nachteilige Auswirkungen sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Versorgung mit bezahlbaren, lokal produzierten Lebensmitteln. Eine breite Front stellt sich jetzt den Initiativen entgegen.
Die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung» (Trinkwasser-Initiative) will Landwirten, die Pestizide einsetzen oder Futtermittel zukaufen müssen, die Direktzahlungen streichen. Damit würde sie breite Kreise der Schweizer Landwirtschaft einschliesslich des Bio-Landbaus wirtschaftlich massiv betreffen, die Nahrungsproduktion im Inland einschränken und die globale Umweltbelastung erhöhen. Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» (Pestizidfrei-Initiative) will den Einsatz von synthetischen Pestiziden in der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft gesamthaft verbieten. Auch aus dem Ausland dürften nur noch Lebensmittel importiert werden, die ohne synthetische Pestizide produziert wurden. Damit würde die Selbstversorgung der Schweiz weiter beschnitten und die Importabhängigkeit weiter gesteigert werden, mit der Folge deutlich höherer Preise im Inland und einem steigenden Einkaufstourismus. Bundesrat und Parlament lehnen beide Initiativen ab.
Diese Woche haben mehrere Organisationen aus dem landwirtschaftlichen Umfeld ihre Abstimmungs-Kampagnen lanciert, um das Bewusstsein der Bevölkerung für die schädlichen Auswirkungen der beiden extremen Agrar-Initiativen zu wecken und um sich dagegen einzusetzen.
Nationales Komitee gegen die extremen Agrar-Initiativen: Gute Entwicklungen nicht aufs Spiel setzen
Am 9. März 2021 warnte das breit abgestützte nationale Komitee gegen die extremen Agrarinitiativen an einer Medienkonferenz zusammen mit dem Schweizer Bauernverband vor den negativen Folgen der Initiativen: Weniger einheimische Produktion, mehr Importe, teurere Lebensmittelpreise, mehr Foodwaste, Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Und alles ohne Mehrwert für die Umwelt oder das Wasser. Die prominenten Rednerinnen und Redner aus Landwirtschaft und Gewerbe und von verschiedenen Parteien wiesen aber auch auf die grossen Fortschritte hin, welche die Landwirtschaft bei der Reduktion der Umweltauswirkungen in den letzten Jahren gemacht hat. Pflanzenschutzmittel werden gezielter eingesetzt, die Biodiversität wird gefördert, Ressourcen und Düngemittel werden mit Bedacht verwendet. Darüber hinaus laufen verschiedene politische Aktivitäten, die eine weitere Reduktion möglicher Risiken von Pflanzenschutzmitteln anstreben; zahlreiche Massnahmen sind bereits umgesetzt. Eine Annahme der extremen Initiativen könnte diese positiven Entwicklungen gefährden, ohne einen Mehrwert für die Umwelt zu schaffen.
IG Zukunft Pflanzenschutz: Regionale Lebensmittel massiv verteuern?
Die Interessengemeinschaft Zukunft Pflanzenschutz vereint Produzenten, Verarbeiter und Konsumenten. Mitglieder der IG sind der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP), der Schweizer Obstverband (SOV), JardinSuisse, die Swiss Convenience Food Association (scfa) sowie Swisspatat. Das Schweizerische Konsumentenforum kf wirkt in der IG als Stimme der Konsumentinnen und Konsumenten beratend mit. Die zentralen Argumente der IG Zukunft Pflanzenschutz gegen die beiden Agrar-Initiativen sind ein klares
- NEIN zu höheren Preisen für regionale, landwirtschaftliche Produkte
- NEIN zu weniger regionalen Produkten
- NEIN zu weniger Lebensmittelsicherheit und mehr Food Waste
- NEIN zur Schwächung des Forschungsstandorts Schweiz
Auch die IG Zukunft Pflanzenschutz weist darauf hin, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den letzten Jahren reduziert wurde, stetige Innovationen wie Resistenzzüchtung, der Einsatz von Drohnen und Hackrobotern die Effizienz und Nachhaltigkeit der regionalen Produktion verbessern, und die Politik bereits wirksame Massnahmen beschlossen hat.
IG BauernUnternehmen: Regionale Lebensmittel zerstören und mehr importieren?
Auch die IG BauernUnternehmen, eine Interessensgemeinschaft von Bauern oder im landwirtschaftlichen Umfeld tätigen Unternehmern, lehnt die beiden extremen Agar-Initiativen ab und lancierte eine eigene Kampagne. Sowohl die «Trinkwasser-Initiative» als auch die «Pestizidverbots-Initiative» würden die die regionale Landwirtschaft schwächen. Beide Initiativen würden massive Produktionsrückgänge verursachen und zu einer Verknappung des Angebots an regionalen Lebensmitteln führen. Steigende Preise für Schweizer Produkte wären die Folge. Bei einer Annahme der «Trinkwasser-Initiative» würden Importe aus dem Ausland stark zunehmen. Im Falle der «Pestizidverbots-Initiative» sei mit einer Zunahme des Einkaufstourismus und mit vermehrtem Futterimport zu rechnen.
Bis zu der entscheidenden Abstimmung über die beiden Volksinitiativen am 13. Juni 2021 wird es noch intensive Diskussionen darüber geben, welchen Weg die Landwirtschaft in der Schweiz in Zukunft einschlagen soll. Es ist noch viel Informationsarbeit zu leisten, um der Bevölkerung aufzuzeigen wie die Landwirtschaft in der Schweiz funktioniert und wie grosse Anstrengungen bereits jetzt unternommen werden, um die Landwirtschaft noch umweltverträglicher zu machen.
Weitere Informationen
- www.extreme-agrarinitiativen-nein.ch, Kampagnen-Website der Allianz gegen die extremen Agrar-Initiativen
- Gute Entwicklungen nicht aufs Spiel setzen, Medienmitteilung des nationalen Komitees gegen die extremen Agrarinitiativen, Schweizer Bauernverband SBV, 09. März 2021 (mit Links zu den zahlreichen Referaten)
- 2x NEIN zu den extremen Agrar-Initiativen, Argumente gegen die Initiativen, Allianz gegen die extremen Agrar-Initiativen
- zukunft-pflanzenschutz.ch, Kampagnen-Website der Interessengemeinschaft Zukunft Pflanzenschutz
- Abstimmung vom 13. Juni – 2x NEIN zu den extremen Agrar-Initiativen, Medienmitteilung BauernUnternehmen, 05.03.2021
- Positionspapier Trinkwasser-Initiative / Positionspapier «Pestizidverbots-Initiative», IG BauernUnternehmen