Pestizidfreie Landwirtschaft? Pflanzenschutz-Unternehmen stellen sich der Diskussion

Im Vorfeld der beiden Agrar-Initiativen nimmt die Diskussion um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Fahrt auf. In einer Video-Medienkonferenz legen Bayer und Syngenta ihre Positionen dar, und betonen die Bedeutung der Offenheit gegenüber Innovationen für eine nachhaltige Landwirtschaft. Technologie-Verbote seien Gift für den Standort Schweiz.
Wie realistisch ist der Wunsch nach einer pestizidfreien Landwirtschaft? Steht der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im grundsätzlichen Widerspruch zu einer nachhaltigen Landwirtschaft? Oder ist er sogar Voraussetzung für die lokale Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel in der Schweiz? An der Online-Videokonferenz am 24. Juni 2020 haben Vertreter von Bayer und Syngenta, den beiden weltweit führenden Unternehmen im Bereich Pflanzenschutz, ihre grundsätzlichen Positionen dazu dargelegt. Vertreter von etwa 20 Medien hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Dabei ging es allerdings nicht ausschliesslich um den Pflanzenschutz, sondern der Bogen wurde weiter gespannt. Der Umgang der Gesellschaft mit Innovationen und Risiken ist entscheidend für den Fortschritt und für die Zukunft der Schweiz.
Patrick Kaiser, Leiter Kommunikation & Public Affairs bei Bayer Schweiz, begrüsste die Teilnehmer, und leitete durch die Veranstaltung.
Felix Reiff, Verwaltungsratspräsident von Bayer Schweiz, betonte in seinem Referat «Offenheit für Innovation führt den Werkplatz Schweiz auf die Erfolgsspur zurück» die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingen für eine starke Wirtschaft. Dazu gehört auch die Innovationskraft. Die COVID-19-Pandemie habe eindrücklich die Bedeutung von Forschung & Entwicklung belegt, und die Schweiz verfüge eigentlich über ausgezeichnete Voraussetzungen dafür. Wichtig dafür sei aber unsere Offenheit auch gegenüber Neuem und vor allem gegenüber Innovationen und neuen Technologien in verschiedenen Bereichen, auch bei der Pflanzenzüchtung und im Pflanzenschutz. Mit Innovationen könne die Zukunft der Schweiz gesichert werden, Technologieverbote dagegen seien Gift für den Standort Schweiz.
Roman Mazzotta, Länderpräsident Syngenta Schweiz, sprach zum Thema: «Nachhaltigkeit heisst: Effizienter Umgang mit Ressourcen». Die Forschung sei wichtig, um die Menschheit weiterzubringen, und um neue Technologien und mögliche Risiken möglichst gut einschätzen zu können. Das Risikomanagement sei eine Voraussetzung für den Fortschritt, auch in der Landwirtschaft. Ernährungssicherheit, Produktivität und Nachhaltigkeit seien die zentralen Zukunfts-Herausforderungen für die Landwirtschaft weltweit und in der Schweiz. Die Industrie könne einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, diese Herausforderungen zu meistern. So sind Pflanzen auf Schutz vor Krankheitserregern und Schädlingen angewiesen, und ohne Pestizide gebe es auch keine Lebensmittelsicherheit. Einschränkungen oder Verbote für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, wie dies die beiden «Pestizid-Initiativen» anstreben, würden auch Wirkstoffe für die Bio-Landwirtschaft betreffen, da dort ebenfalls Pestizide eingesetzt werden. Eine Konsequenz der Initiativen wäre damit: weniger Regionales und höhere Preise. Immer mehr Verbote und eine Nulltoleranz seien aber mit neuen Risiken verbunden, und führen zum Stillstand. Letztendlich sei eine ressourceneffiziente Landwirtschaft, das Streben nach einem optimalen Ertrag unter Einsatz von möglichst wenig Produktionsmitteln, auch eine nachhaltige Landwirtschaft.
An die Präsentationen schloss sich ein einstündiger Austausch mit den teilnehmenden Vertreterinnen und Vertretern der Medien an, wobei teilweise auch kritische Fragen beantwortet und zahlreiche Themen rund um das Thema Pflanzenschutz diskutiert wurden. Dabei wurden Referenten und Moderator kompetent durch Regina Ammann, Leiterin Business Sustainability Schweiz bei Syngenta, und Niklaus Knuchel, Geschäftsführer Crop Science bei Bayer Schweiz unterstützt. Der offene Austausch zwischen Vertretern der Pflanzenschutz-Industrie und den Medien konnte dabei einen Beitrag leisten, Missverständnisse auszuräumen und Positionen mit Argumenten zu untermauern. Im Rahmen der Initiative swiss-food.ch sind weitere derartige Austäusche mit den Medien zu verschiedenen Themen rund um den Pflanzenschutz und die Nahrungsmittelproduktion geplant.
Weitere Informationen
- Offenheit für Innovation führt den Werkplatz Schweiz auf die Erfolgsspur zurück, Referat Felix Reiff, Verwaltungsratspräsident Bayer Schweiz
- Nachhaltigkeit heisst: Effizienter Umgang mit Ressourcen, Referat Roman Mazzotta, Länderpräsident Syngenta
- Begriffserklärung der scienceindustries Industriegruppe Agrar: Pestizide, Pflanzenschutzmittel, Biozide (Fact Sheet März 2019)
- www.swiss-food.ch