Sachgerechter Umgang mit Bioziden und Pflanzenschutzmitteln verhindert Bienen-Vergiftungen

Honigbienen spielen im Ökosystem eine wichtige Rolle zur Bestäubung von Pflanzen, und liegen den Imkern nicht nur wirtschaftlich am Herzen. Vermutete Fälle von Bienenvergiftungen werden daher durch den Bienengesundheitsdienst gründlich untersucht. Die seltenen bestätigten Vergiftungen durch Chemikalien stehen fast immer im Zusammenhang mit unsachgemässer Anwendung, und könnten daher leicht vermieden werden.
Finden die Imkerin oder der Imker grössere Zahlen von toten Bienen am Stock, kommt oft der Verdacht auf eine Vergiftung auf. Die Fachstelle Bienenvergiftungen des Bienengesundheitsdiensts unterstützt die Bienenhalter bei der Aufklärung der Ursachen. Mit hochempfindlichen Analysemethoden können die Bienen auf Rückstände von Bioziden zur Schädlingsbekämpfung oder auf Pflanzenschutzmittel untersucht werden. In den letzten Jahren wurden jeweils um die 20 Verdachtsfälle gemeldet.
Der jetzt vorgelegte Jahresbericht des Bienengesundheitsdienstes beschreibt für das Jahr 2020 insgesamt 17 vermutete Fälle von Bienenvergiftungen aus der ganzen Schweiz. Nur in fünf davon konnten Chemikalien als Ursache bestätigt werden. Bei der Hälfte der übrigen 12 ungelösten Fälle spielte vermutlich die Krankheit chronische Bienen-Paralyse eine bedeutende Rolle. Bei der anderen Hälfte konnte eine Ursache nicht klar identifiziert werden, ein Zusammenhang mit Umwelt-Chemikalien war aber aufgrund der Analysen wenig wahrscheinlich.
Ein Vergiftungs-Fall ging auf einen insektizidhaltigen Ameisen-Köder zurück, der direkt im Bienenhaus aufgestellt war. In zwei Fällen waren die Bienenwaben kurz vor dem Auftreten der Symptome mit Wasser bespritzt worden, und die Bienen wiesen tödliche Mengen von Pflanzenschutz-Chemikalien auf. In einem Fall war die Wasserspritze selber mit Rückständen der Pflanzenschutzmittel belastet und möglicherweise vor der Verwendung nicht genügend gereinigt worden. In dem anderen Fall wurden in den Bienen Rückstände eines Wirkstoffs gefunden, der in der Schweiz schon seit vielen Jahren nicht mehr zugelassen ist. Es konnte nicht geklärt werden, wie diese Substanz in Kontakt mit den Bienen kam, und ob das mit der Wasser-Spritzbehandlung im Zusammenhang stand.
Im vierten bestätigten Vergiftungsfall lag ein eindeutiger Anwenderfehler bei einer Pflanzenschutz-Anwendung vor. Obwohl das verwendete Insektizid als bienengefährlich eingestuft war und daher gemäss Gebrauchsanweisung tagsüber während des Bienenfluges auf blühenden Kulturen gar nicht verwendet werden durfte, wurde ein Spargelfeld damit behandelt. Offenbar hatte der Anwender nicht berücksichtigt, dass Spargelblüten zwar für uns Menschen eher unscheinbar, aber für Bienen sehr attraktiv sind.
Gegen Ende September 2020, wenn normalerweise kaum noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, ging eine weitere Verdachtsmeldung bei der Fachstelle Bienenvergiftungen ein. Tatsächlich wurden grosse Mengen mehrerer Insektizide in den betroffenen Bienen gefunden, darunter auch ein Wirkstoff, der ausschliesslich in geschlossenen Gewächshäusern eingesetzt werden darf. Auch mit Hilfe des zuständigen Pflanzenschutzdienstes konnte nicht geklärt werden, wo und durch wen so spät im Jahr diese Substanzen offenbar unsachgemäss angewendet wurden.
Die fünf bestätigten Fälle von Bienen-Vergiftungen durch Biozide oder Pflanzenschutzmittel hätten durch einen sorgsamen, bestimmungsgemässen Umgang mit den Wirkstoffen verhindert werden können. Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln wird eine mögliche Bienengefährdung sorgfältig abgeklärt. In diesen Fällen werden zeitliche oder örtliche Anwendungsbeschränkungen oder Zulassungen nur für bestimmte Kulturen verfügt, welche eine Gefährdung von Bienen minimieren. Unbedingt beachtet werden muss, dass dies auch verschiedene für die Bio-Landwirtschaft zugelassene Pflanzenschutz-Produkte betrifft – diese sind nicht automatisch umweltverträglicher oder gar harmlos. Die korrekte Anwendung von Produkten gemäss der Bedienungsanleitung und Etikette reduziert mögliche Risiken für Bienen deutlich. Es ist daher sowohl für professionelle als auch für Privat-Anwender wichtig, sich genau an die Anleitung zu halten, und nur die dort aufgeführten Pflanzen zu behandeln.
Weitere Informationen
- Bienenvergiftungen lassen sich vermeiden, Medienmitteilung Bienengesundheitsdienst / Apiservice, 31.03.2021
- Bericht Bienenvergiftungen 2020, Bienengesundheitsdienst / Apiservice (2021)
- Bienengesundheitsdienst – Fachstelle Bienenvergiftungen