Der Japankäfer bedroht die Schweiz – biologische Schädlingsbekämpfung vielversprechend
Der Japankäfer hat einen grossen Appetit, und ist nicht wählerisch. Er befällt bis zu 300 Pflanzenarten, und richtet grosse Schäden bis hin zum Kahlfrass an. Seine Bekämpfung ist schwierig. Jetzt steht er an der Grenze zur Schweiz. Grosse Hoffnungen richten sich auf die biologische Schädlingsbekämpfung.
Der ursprünglich aus Japan stammende Japankäfer (Popillia japonica) wurde vor etwa hundert Jahren nach Nordamerika eingeschleppt, wo er sich ohne natürliche Gegenspieler stark ausbreitete. Er befällt ein ungewöhnlich breites Spektrum von Wirtspflanzen, und kann gravierende Schäden an Nutzpflanzen, Baumen und Grünflächen verursachen. Die Larven leben im Boden, und können durch Wurzelfrass Wiesen und ganze Pflanzenbestände vernichten. Seit 2014 breitet sich der Schädling von der Lombardei her auch auf dem europäischen Festland aus, 2017 gingen die ersten Käfer an der Schweizer Grenze bei Stabio (TI) in eine Lockstoff-Falle.
Bisher konnten die Käfer in der Schweiz noch keine grossen Populationen etablieren, aber ihre Zahl entlang der Grenzregion wächst stark. Phytosanitäre Massnahmen wie die Einrichtung von Befallszonen sollen eine Ausbreitung des meldepflichtigen Quarantäne-Schädlings in der Schweiz einschränken. Dabei sind die Pflanzenschutz-Dienste auch auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, um neue Befallsherde in der Schweiz möglichst rasch zu identifizieren und dann Gegenmassnahmen einleiten zu können.
Um den Japankäfer in der breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen, wurde im März 2020 sogar eine eigene Sonder-Briefmarke präsentiert (siehe Titelbild). Diese soll auch an das Internationale Jahr der Pflanzengesundheit erinnern, bei dem die Verhinderung der Ausbreitung invasiver Schädlinge ein wichtiges Anliegen ist. Die etwa ein Zentimeter grossen Käfer erinnern in ihrer Form an Mai- oder Junikäfer, sind aber kleiner. Ihr Kopf und das Halsschild schimmern goldgrün, die Deckflügel kupferbraun. Eindeutig erkennen kann man die Japankäfer an den charakteristischen weissen Haarbüscheln an ihrer Seite und am Körperende.
In der Schweiz sind bisher noch keine Pflanzenschutzmittel speziell gegen den Japankäfer zugelassen. Es gibt aber in der Schweiz und vielen anderen Ländern bereits seit Jahren gute Erfahrungen mit der biologischen Bekämpfung von Maikäfern, Junikäfern, Gartenlaubkäfern und Dickmaulrüsslern mit Hilfe von speziellen Pilzen, die Insekten befallen. Diese töten Larven und Käfer gezielt und wirksam ab, wie Forschungsleiter Giselher Grabenweger von Agroscope in seiner eindrucksvollen Präsentation an der Agroscope Nachhaltigkeitstagung 2020 aufzeigte. Im amtlichen Pflanzenschutzmittelverzeichnis der Schweiz sind eine ganze Reihe von industriell hergestellten und kommerziell verfügbaren Pflanzenschutz-Produkten aus lebenden Pilzen eingetragen.
An der Forschungsanstalt Agoscope wird daher seit einigen Jahren untersucht, ob einheimische Pilze auch gegen den Japankäfer eingesetzt werden können, und wie die Methoden, die zur Kontrolle einheimischer Käfer funktionieren, für den invasiven Schädling aus dem Ausland angepasst werden müssen. Die bisherigen Resultate sind sehr ermutigend: verschiedene Pilzstämme können Japankäfer und ihre Larven befallen und abtöten. Diese Tests zeigen, dass einheimische Pilzstämme ein grosses Potential für die biologische Kontrolle des Japankäfers haben. Allerdings muss die Wirksamkeit noch in Feldversuchen bestätigt werden, und es müssen geeignete Verfahren zur Ausbringung der Pilzsporen entwickelt werden.
Die anstehenden Forschungsarbeiten haben jetzt eine wichtige Unterstützung erhalten: Agroscope-Forschungsleiter Giselher Grabenweger hat gerade eben den Zuschlag für ein vierjähriges, mit 5,5 Mio. Euro dotiertes Horizon2020-Projekt der EU erhalten. Er wird als Koordinator die Arbeiten an insgesamt 13 Forschungsinstituten, KMUs, Pflanzenschutzdiensten und landwirtschaftlichen Genossenschaften zur biologischen Kontrolle des Japankäfers leiten. Die Zusammenarbeit zwischen mehreren Disziplinen soll eine rasche Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis ermöglichen, um möglichst schnell griffige Massnahmen gegen die Invasion der Japankäfer umsetzten zu können.
Weitere Informationen
- Ganz schön gefährlicher Japankäfer – Sonderbriefmarke zum Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit, Medienmitteilung BLW und BAFU, 12.03.2020
- Gemeinsam gegen den Japankäfer – Agroscope hat den Zuschlag für ein Horizon2020-Projekt der EU erhalten, Medienmitteilung Agroscope, 12.03.2020
- Tanja Sostizzo & Giselher Grabenweger 2020, Japankäfer – Einheimische Pilze gegen invasiven Schädling, Die Rote – Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau 03/20, S. 10-12 (PDF)
- Agroscope Website: Japankäfer (Popillia japonica)