Autonome Feldroboter: grosses Potential für den nachhaltigen Pflanzenschutz
Selbständig arbeitende Roboter werden in der Zukunft die Landwirte immer mehr bei ihrer Arbeit unterstützen. Das eröffnet auch grosse Chancen für einen gezielteren Pflanzenschutz. Das Schweizer Jungunternehmen ecoRobotix ist an vorderster Front der technologischen Entwicklungen dabei.
Unkrautbekämpfung ist im Ackerbau unerlässlich. Vor allem bei langsam wachsenden Kulturen wie Zuckerrüben nimmt sonst das Unkraut in kurzer Zeit überhand und raubt den Nutzpflanzen Wasser, Licht und Nährstoffe. Da die mechanische Unkrautkontrolle aufwändig und teuer ist, spielen Herbizide eine wichtige Rolle für den Pflanzenschutz. Dabei ist es wichtig, die Spritzmittel möglichst gezielt anzuwenden. Ein in der Schweiz entwickelter High-tech Feldroboter bietet die Chance, den Herbizideinsatz um 95% zu senken.
Das Unternehmen ecoRobotix aus Yverdon-les-Bains arbeitet seit 2011 an einem Konzept, das die Landwirtschaft der Zukunft revolutionieren wird. Statt schweren, von Menschen gesteuerten Spritzgeräten sollen kleine, leichte und vollkommen selbständig arbeitende Feldroboter Unkraut mit Hilfe hochempfindlicher Kameras aufspüren und identifizieren, und dann mit einer gezielten Herbizid-Mikrodosis aus unmittelbarer Nähe ausschalten.
In enger Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Forschung und anderen Technologieunternehmen wurden über die Jahre die Prototypen des ecoRobotix Feldroboters immer weiter verbessert. Besonders wichtig dabei ist die zuverlässige Bilderkennung, welche eine Unterscheidung zwischen Nutzpflanzen und Unkraut ermöglicht, und die Steuerung, welche den Roboter über das ganze Feld führt.
Das 130 kg leichte Gerät kann bis zu 12 Stunden unabhängig und ohne Aufsicht arbeiten, und wird dabei von Solarenergie angetrieben. Konfiguriert und kontrolliert wird das Gerät über ein Smartphone, die Feldgrenzen erkennt es durch eine GPS Positionierung. Eine Kamera nimmt die Acker-Fläche auf, der Computer erkennt die einzelnen Unkraut-Pflanzen, steuert flexible Sprüharme an den Zielort und löst genau im richtigen Moment einen Mini-Sprühstoss aus, während der ganze Feldroboter langsam das ganze Feld Reihe für Reihe abfährt.
Durch die ganz gezielte Unkrautbekämpfung liegt der Herbizideinsatz um bis zu 20-fach unter einer herkömmlichen Ganzflächen-Behandlung. Das spart Kosten für Pflanzenschutzmittel ein, ausserdem wird deutlich weniger menschliche Arbeitszeit benötigt. Unter dem Strich kann sich der Anschaffungspreis für den Agrar-Roboter so innerhalb überschaubarer Zeit amortisieren. Durch gezielte Anpassung der Steuerungs-Software ist der ecoRobotix Agrar-Roboter nicht nur für den Zuckerrüben-Pflanzenschutz geeignet sondern auch für andere Kulturen (z. B. Raps), er kann zudem mehrjährige Problemunkräuter auch auf Wiesen und im Zwischenfruchtanbau bekämpfen. So ist eine Arbeitsauslastung während der gesamten Anbausaison möglich.
ecoRobotix wurde für die Entwicklung des Agrarroboters mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, so gehörte das Unternehmen zu den Siegern der IMD Startup Competition 2017/18, der Swisscom Startup Challenge 2017, und gewann den Publikumspreis der Stiftung W. A. de Vigier 2016. Nachdem ecorobotix mehrere Prototypen des Roboters in verschiedenen Ländern und unter unterschiedlichsten Bedingungen geprüft hatte und dabei die Geräte immer weiter verbessert hatte, steht aktuell der Übergang zur industriellen Produktions- und Verkaufsphase an. Investoren ist das grosse Potential des Unternehmens nicht entgangen: im Frühsommer 2018 konnte ecoRobotix in einer Finanzierungsrunde 10,7 Millionen US-Dollar einsammeln, dabei engagierte sich auch die Agrar-Industrie.
Weiterführende Informationen
- www.ecorobotix.com, ecoRobotix Website
- BASF steckt Millionen in Agrar-Roboter-Startup, www.gruenderszene.ch, 01.06.2018
- Plus de robots, moins de pesticides, L’Express, 28.05.2018