Bienen- und Pflanzenschutz

Bienen spielen als Bestäuber in der Natur und für die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Auch Pflanzenschutzmittel sind für eine produktive Landwirtschaft von grosser Bedeutung. Bienenschutz und Pflanzenschutz müssen daher unter einen Hut gebracht werden. Wie das möglich ist und welche Anstrengungen die Pflanzenschutz-Industrie unternimmt um die Sicherheit der Bienen zu gewährleisten, beschreibt Dr. Christian Maus, der im Bayer Bee Care Center für die Bestäubersicherheit zuständig ist, in einem aktuellen Buchbeitrag.
Vor allem Pflanzenschutzmittel aus der Klasse der Neonicotinoide werden in der Öffentlichkeit als mögliche Risikofaktoren für Bienen diskutiert. Diese sind tatsächlich für Bienen giftig, wenn sie direkt aufgenommen werden. Bei ihrer Anwendung als Beizmittel für Saatgut kommen sie allerdings mit Bienen so gut wie nicht in Kontakt. Die Wirkstoffe schützen die Pflanzen in ihrer empfindlichen Jungphase vor Schadinsekten. Wachsen die Pflanzen, wird der Wirkstoff immer mehr verdünnt, so dass in Blüten, Nektar und Pollen der Pflanzen nur noch Spuren auftauchen können, die weit unterhalb der für Bienen gefährlichen Konzentrationen liegen. Das wird sowohl im strengen und aufwändigen Zulassungsverfahren für die Pflanzenschutzmittel geprüft als auch in zahlreichen Studien, welche tatsächliche Anbausituationen untersuchen. In keiner Untersuchung, bei der Bienen realistischen Konzentrationen von Neonicotinoiden ausgesetzt waren wie sie bei einer vorschriftsgemässen landwirtschaftlichen Anwendung auftreten, wurden jemals Schadeffekte auf Bienenvölker beobachtet. Auch wurde in den zahlreichen Monitoring-Programmen, in denen das Wohlergehen der Bienen in der Landwirtschaft beobachtet wird, kein räumlicher oder Zeitlicher Zusammenhang zwischen einem Einsatz von Neonicotinoiden und erhöhter Sterblichkeit von Bienenvölkern gefunden. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Beschränkungen beim Einsatz der Neonicotinoide, welche in der EU und in der Schweiz ab dem Frühwinter 2013 verfügt wurden, die Bienengesundheit verbessert haben – eher haben diese Massnahmen sogar dazu geführt, dass Bienen wieder verstärkt Insektiziden ausgesetzt sind, die herkömmlich als Spritzanwendung ausgebracht wurden.
Die Schlussfolgerung des Bienen-Experten: alle vorhandenen, umfangreichen Daten, die für die Einschätzung eines möglichen Risikos unter realistischen Bedingungen relevant sind, zeigen dass die Neonicotinoide, wenn sie verantwortungsvoll und gemäss den Anwendungsbestimmungen verwendet werden, kein unvertretbares Risiko für Bienen und andere Bestäuber darstellen.
Der Beitrag von Dr. Maus erschien in dem neuen Buch Menschen und Bienen – Ein nachhaltiges Miteinander in Gefahr, das kürzlich in dem auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen spezialisierten oekom Verlag erschienen ist. Das Buch versammelt Diskussionsbeiträge aus verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen, aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft. So bietet es vielfältige Perspektiven zu den zentralen Fragen: Inwiefern sind Bienen heute gefährdet? Was bedeutet das für Menschen – und Bienen? Welche Konsequenzen sollten daraus gezogen werden? Dabei wird aufgezeigt, wie vielschichtig die Problematik der Bienengesundheit ist – und wie vielseitig die Massnahmen sein müssen, um diese langfristig zu gewährleisten.
Weitere Informationen:
in: Menschen und Bienen – Ein nachhaltiges Miteinander in Gefahr
Stephan Lorenz, Kerstin Stark (Hrsg.)
ISBN 978-3-86581-713-6
oekom verlag, München 2015
www.oekom.de