Aktionsplan Pflanzenschutzmittel: fast alle Massnahmen in Umsetzung
Im Jahr 2017 hatte der Bundesrat den «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» verabschiedet, um die Risiken von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und ihre nachhaltige und sichere Anwendung zu unterstützen. Von den 51 damals geplanten Massnahmen sind inzwischen bereits 49 in der Umsetzung. Damit ist der Aktionsplan gut auf Kurs.
Der «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» umfasst einen breiten Strauss an Massnahmen aus verschiedenen Handlungsfeldern. So sollen die Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln (5 Massnahmen) und ihre Emissionen (5 Massnahmen) reduziert werden, wobei der Schutz der Kulturen gewährleistet bleiben soll (1). Risiken für Oberflächengewässer (8), Anwender (4) und Nichtzielorganismen (3) sollen reduziert werden. Begleitende Massnahmen, wie Weiterbildung und Beratung (3), Forschung (9) und Monitoring (8) sowie Information der Öffentlichkeit und der Fachpersonen (5) runden das Massnahmenpaket ab. Der Jahresbericht 2023 zum Stand der Umsetzung der Massnahmen wurde Anfang September 2023 vorgelegt. Bisher konnten bereits 49 der vorgesehenen 51 Massnahmen eingeführt werden, zwei weitere befinden sich noch in Erarbeitung. Damit ist die Umsetzung gut auf Kurs, und erste Resultate werden sichtbar.
Im Handlungsfeld Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln werden bereits auf über einem Viertel der Obst- und Rebflächen Unkräuter mechanisch anstatt mit Herbiziden bekämpft. Vor Beginn des Aktionsplans lag dieser Wert erst bei fünf Prozent. 58 % der offenen Ackerfläche wird zudem ohne Insektizide und Fungizide bewirtschaftet.
Eine wichtige Massnahme zur Reduktion der Emissionen von Pflanzenschutzmitteln in die Umwelt die die Verwendung von Spritzgeräten für präzise Applikationstechnik. Seit Beginn des Aktionsplans wurde die Anschaffung von über 1300 driftreduzierenden Sprühgeräten finanziell unterstützt. Durch diese kann ein Abdriften des Sprühnebels bei der Pflanzenschutz-Anwendung weitgehend verhindert werden. Zudem wurden über 200 Feldspritzen mit der Unterblattspritztechnik ausgerüstet, die ebenfalls eine präzise Ausbringung erlaubt. Insgesamt konnte so ein Drittel aller im Obst– und Rebbau eingesetzter Sprühgeräte auf den neuesten Technischen Stand gebracht werden.
Der Schutz der Gewässer wird zum Beispiel durch die Förderung von modernen Spülsystemen zur Reinigung von Feldspritzen (über 6000 Geräte aufgerüstet), von Befüll- und Waschstationen auf dem Hof (886 Stationen) sowie durch strengere Anwendungsvorschriften zur Reduktion
der Abschwemmung vom Feld verbessert. Die gute fachliche Praxis zum Schutz
der Gewässer auf Betriebsebene wird durch die Plattform «Pflanzenschutzmittel und Gewässer» unterstützt und koordiniert. Diese stellt auch ein Selbstcheck-Tool für Landwirte zur Verfügung.
Verschiedene Massnahmen unterstützen den sicheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für die Anwender. Dazu gehören zum Beispiel das Toolkit Anwenderschutz und strengere Kriterien für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln für die nicht-berufliche Verwendung.
In der Forschung werden zum Beispiel die Züchtung von resilienten und marktfähigen Sorten sowie die Entwicklung eines nachhaltigen, risikoarmen Pflanzenschutzes verfolgt. Für die Vorhersage des Auftretens von Krankheiten und Schädlingen und damit für die exakte Planung von Pflanzenschutzmassnahmen wurden verschiedene Vorhersagemodelle für Landwirte entwickelt. Vitimeteo und SOPRA berechnen die Entwicklung der wichtigsten Krankheiten im Weinbau und der Schädlinge im Obstbau. PhytoPRE ermöglicht es Landwirtinnen und Landwirten, Informationen über das Infektionsrisiko der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel zu erhalten. FusaProg berechnet das Infektionsrisiko für Fusarienbefall im Getreide. Auch die Methodik der Risikobeurteilung von Pflanzenschutzmitteln wird weiterentwickelt.
Das Monitoring wird durch eine zentrale Auswertung von Rückstandsdaten für Umwelt und Lebensmittel sowie die Erhebung von Gesundheitsinformationen ausgebaut.
Schliesslich tragen Informationen zu einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen den Akteuren, wie den Kantonen und den Behörden, bei. Sie fördern auch die Transparenz, zum Beispiel durch die regelmässigen Berichte des Bundesamtes für Umwelt BAFU zu Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser und die Vollzugs- und Kontrollberichte des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW im Agrarbericht. Auch die Verkaufsmengen der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe werden regelmässig durch das BLW veröffentlicht. Während die Gesamtmengen seit Jahren kaum verändert sind, zeigt sich eine deutliche Verschiebung in Richtung von Wirkstoffen, die auch im Bio-Landbau zugelassen sind.
Schliesslich ermöglicht der Jahresbericht zur Umsetzung des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel einen Einblick in die Ressourcen, welche der Bund hierfür zur Verfügung stellt. Im Jahr 2022 wurden fast 88 Mio. CHF eingesetzt, 98 Vollzeitstellen waren mit der Umsetzung der Massnahmen betraut.
Weitere Informationen
- Jahresbericht Umsetzung Aktionsplan Pflanzenschutzmittel (Stand August 2023), BLW / BAFU / BLV / SECO / Agroscope
- Aktionsplan Pflanzenschutzmittel: Berichterstattung, BLW
- Übersicht Massnahmen Aktionsplan, BLW
- Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutz-
mitteln, Bericht des Bundesrates, 6. September 2017 (PDF Download)