Aktionsplan Pflanzenschutzmittel zeigt Wirkung

Im Jahr 2007 hat der Bundesrat den «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» verabschiedet, um die Risiken von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Mittlerweile sind zwei Drittel der ausgearbeiteten Massnahmen eingeführt und zeigen Wirkung. Weitere Instrumente sind in Erarbeitung. Mehr als 80 Millionen Franken wurden vom Bund bisher investiert, mit der Bewältigung der Aufgaben sind fast hundert Vollzeitstellen befasst.
Jedes Jahr im September veröffentlicht das Bundesamt für Landwirtschaft BLW einen Bericht zum Stand der Arbeiten. Zugleich findet jährlich eine öffentliche Tagung zum nationalen Aktionsplan statt, an der die Projekte präsentiert und diskutiert werden. Inzwischen sind 32 von 51 Massnahmen des Aktionsplans eingeführt, und werden auch in der Praxis zunehmend umgesetzt.
Dabei ruht der Aktionsplan auf drei Säulen: Ein Teil der Massnahmen ist unmittelbar auf die Risikoreduktion für Oberflächengewässer, Anwender und Nichtzielorganismen ausgerichtet. Begleitet werden sie durch Verbesserungen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, wie einer Reduktion der ausgebrachten Mengen und der Emissionen, ohne dabei den Schutz der Kulturen aufs Spiel zu setzen. Umrahmt werden die Massnahmen durch Instrumente aus Forschung, Bildung, Beratung, dem laufenden Monitoring der Resultate und der Information der betroffenen Kreise (siehe Abbildung oben).
Eingeführte Massnahmen des Aktionsplans
Zur Reduktion der Anwendungen und Emissionen von Pflanzenschutzmitteln wurden Massnahmen zur Förderung der mechanischen Unkrautbekämpfung eingeführt, sowie zur Verringerung der Anwendungen in Obst, Reben und Zuckerrüben. Der Einsatz driftreduzierender Spritzgeräte wird gefördert, um den gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu unterstützen. Dosierungsvorschriften wurden besser an den tatsächlichen Bedarf angepasst, und die Liste der für den Hobbybereich zulässigen Mittel wurde reduziert.
Auch erhalten Landwirte Beiträge für einen Verzicht auf den Einsatz von bestimmten Pflanzenschutzmitteln. Das zeigt Wirkung: bei Reben und Obst stiegen die Flächen in der Schweiz, bei denen vollständig auf die Anwendung von Herbiziden verzichtet wurde, zwischen 2017 und 2021 um das vierfache auf deutlich über 20%. Bei offenen Ackerflächen liegt der Flächenanteil mit Verzicht auf Fungizid- und Insektizidbehandlung schon über 55%, Tendenz weiter steigend. Immer grössere Kulturflächen werden ohne Herbizid-, Insektizid- oder Fungizideinsatz bewirtschaftet.
Auch aufgrund der Massnahmen des Aktionsplans sind die Verkaufsmengen für Pflanzenschutzmittel in der Schweiz rückläufig. Zudem ergeben sich zunehmend Verschiebungen der eingesetzten Wirkstoffe. Die Menge der ausschliesslich für die konventionelle Landwirtschaft zugelassenen Mittel ging von 2008 – 2020 um 45% zurück. Zugleich stieg die Menge der sowohl in der biologischen als auch in der konventionellen Landwirtschaft erlaubten Mittel um 51%, da auch konventionelle Landwirte immer mehr Bio-Pflanzenschutzmittel einsetzen. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Schwefel und Paraffinöl, die mit zusammen 675 Tonnen fast ein Drittel der Gesamt-Verkaufsmenge von 1’928 Tonnen ausmachen. Zwischen 2008 und 2020 nahmen die Verkäufe um 14% ab. Besonders deutlich war der Rückgang bei den Herbiziden (-43%).
Zum Schutz der Gewässer wurden strengere Anwendungsvorschriften gegen die Abschwemmung der Wirkstoffe vom Feld erlassen. Da bei der Reinigung der Spritzgeräte auf dem Hof die Möglichkeit besteht, dass Pflanzenschutzmittel in Gewässer oder in die Kanalisation gelangen, werden die Waschplätze kontrolliert und die Einrichtung oder Sanierung von Waschplätzen ohne Ablauf gefördert. Über 500 solcher optimierter Reinigungsplätze wurden bisher durch finanzielle Unterstützung der Landwirte ermöglicht. Auch automatische Innenreinigungssysteme für Spritztanks werden gefördert.
Für den Schutz der Anwender wurde ein Toolkit Anwenderschutz entwickelt sowie ein einfaches Ampelsystem, das Landwirten die Auswahl der geeigneten Schutzausrüstung erleichtert. Ausserdem wurden Studien zum Gesundheitsschutz für Anwender und Schulungen für kantonale Pflanzenschutzberater durchgeführt.
Eine ganze Reihe von Forschungs- und Beratungsprojekten runden die Aktivitäten ab. Dazu gehören auch zehn Gewässerschutz- und Ressourcenprojekte, in denen in verschiedenen Regionen die Wirksamkeit verschiedener Massnahmen zur Reduktion des Risikos von Pflanzenschutzmitteln in der Praxis erprobt wird. Die Plattform «Pflanzenschutzmittel und Gewässer» dient als Anlaufstelle an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Forschung, Beratung und der Umsetzung von Massnahmen.
Weiterführende Massnahmen
Im Frühling 2021 haben National- und Ständerat die Ziele auch gesetzlich verankert, um sie verbindlicher zu machen. Bis 2027 sollen die Risiken durch Pflanzenschutzmittel für Oberflächengewässer, naturnahe Lebensräume und das Grundwasser um 50% reduziert werden. Wichtige Verordnungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft sind bereits in Kraft, andere werden noch vorbereitet. Auch 19 weitere Massnahmen des Aktionsplans befinden sich noch in der Ausarbeitung. Dazu gehören zum Beispiel verbesserte Methoden zur Risikobeurteilung, ein Ausbau der öffentlichen Beratung und eine verbesserte Information und Weiterbildung für berufliche Anwender von Pflanzenschutzmitteln. Zusammen mit den bereits laufenden Massnahmen wird dies zu einem weiter verbesserten Schutz für Umwelt, Anwender und Konsumenten führen. Ein wichtiges Anliegen dabei ist, den Schutz der Kulturen dabei nicht zu vernachlässigen, um auch weiterhin die Versorgung mit gesunden, lokal produzierten Lebensmitteln sicherzustellen.
Weitere Informationen
- Jahresbericht Umsetzung Aktionsplan Pflanzenschutzmittel Stand September 2022 (PDF), Bundesamt für Landwirtschaft BLW, September 2022
- Präsentation Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutzmittel – Stand der Umsetzung, Jan Waespe, BLW (Tagung Aktionsplan, 08.09.2022)
- Aktionsplan Pflanzenschutzmittel, Bundesamt für Landwirtschaft BLW
- Verkaufsmengen der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe 2008 – 2020, Bundesamt für Landwirtschaft BLW (2022)