Fragen und Antworten: Nachhaltiger Pflanzenschutz

Q+A

Wie sieht nachhaltiger Pflanzenschutz aus?

Nachhaltiger Pflanzenschutz besteht aus dem Zusammenspiel verschiedener Massnahmen und Hilfsmittel und umfasst Systeme, in denen alle wirtschaftlich, ökologisch und toxikologisch geeigneten Verfahren in möglichst guter Abstimmung verwendet werden, um Schadorganismen unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle zu halten. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind dabei ein wichtiger Bestandteil eines integrierten und nachhaltigen Ansatzes im Bereich Pflanzenschutz und ergänzen weitere Massnahmen wie etwa die biologische Schädlingskontrolle komplementär.

 

Wie viel Pflanzenschutz ist überhaupt nötig?

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bezweckt, die Einführung und Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen bei Nutz- und Zierpflanzen zu vermeiden. Gemäss Berechnungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sichern bereits heute Pflanzenschutzmittel bis zu 40% der Ernteerträge weltweit. Der Bund erlässt Weisungen, damit die zugelassenen Mittel je nach Nutzpflanze innerhalb des gesetzlichen Rahmens angewendet werden können, um Schadorganismen unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle zu halten. Die schweizerischen Pflanzenschutzbestimmungen über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entsprechen den Prinzipien und Normen der Internationalen Pflanzenschutz-Konvention.

 

Wie wird sichergestellt, dass Pflanzenschutzmittel richtig angewendet werden?

Der fachgerechte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geniesst in der Schweizer Landwirtschaft sowohl in der Ausbildung wie auch in der Praxis der Landwirte Priorität. In der landwirtschaftlichen Ausbildung werden die jungen Landwirtinnen und Landwirte auf den richtigen Umgang mit Pflanzenschutzprodukten geschult. Die Schweizer Behörden stehen in regelmässigem Kontakt mit der Industrie und Fachexperten im In- und Ausland, um die Ausbildung stets auf dem neusten Stand der Technik zu halten. Die zuständigen Pflanzenschutzfirmen bieten ausserdem regelmässige Anwenderschulungen an, an denen die neuesten Entwicklungen aus Industrie und Praxis vermittelt werden. Der Bund führt zudem regelmässige Kontrollen bei Anwendern sowie Umwelttests durch, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu prüfen.

 

Welche Bedeutung hat Technologie im Pflanzenschutz?

Moderne Pflanzenschutzprodukte enthalten viel Hightech. Die Entwicklung eines Pflanzenschutzmittels ist sehr zeit- und kostenintensiv: Entwicklungskosten von gegen 250 Millionen Schweizer Franken pro Wirkstoff über 8-10 Jahre sind die Regel und damit durchaus vergleichbar mit der Entwicklung eines Medikaments für die Humanmedizin. Auch in der Applikationstechnik wurde in den vergangenen Jahrzehnten grosse Fortschritte erzielt, so dass heute mit geringeren Wirkstoffmengen und sehr viel gezielter operiert werden kann. Neue Technologien wie die Saatgutbehandlung (auch «Beizung» genannt) ermöglichen nochmals eine präzisiere Anwendung. Dabei werden biologische, physikalische oder chemische Wirkstoffe direkt auf das Saatgut appliziert. So werden die Jungpflanzen vor Insekten sowie vor übertragbaren und frühsaisonalen Krankheiten geschützt, welche verheerende Konsequenzen für die Pflanzenproduktion haben. Auch neuere Technologien – wie beispielsweise Biostimulatoren auf Mikroorganismen- oder Extrakt-Basis – werden eingesetzt, um die heranwachsenden Pflanzenkulturen in ihrer Toleranz gegenüber Nässe, Dürre, Hitze oder Kälte zu unterstützen.